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Blog-Eintrag vom Juni, 2023

06.07.2023. Diese Woche für Sie im Interview:

Das Förderprojekt Cor-metasu: Service-Angebot für eine personalisierte Lernstandanalyse. Unsere Fragen beantwortete Uwe Erpel, Bereichsleiter EdTech Engineering, Cornelsen Verlag.

Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem der Nationalen Bildungsplattform (NBP). Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Mit der NBP als Vernetzungsinfrastrukur sollen unter anderem Bildungsinhalte sowie Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote im Internet besser gefunden werden können. Hier wollen wir mit unserem Projekt einen Beitrag leisten. Ziel ist es, dass Lehrende, Lernende und Anbieter auf Basis von Metadaten zueinander finden. Die Zuordnung, Auffindbarkeit und Auswahl der Daten spielt hierbei eine große Rolle. Bisher existieren jedoch keine verbindlichen Metadaten-Standards, um Angebote je nach Qualifikation der Nutzenden sowohl transparent als auch vergleichbar zugänglich zu machen. Das wollen wir ändern! Dabei greifen wir vor allem auf unsere Erfahrungen zurück, die wir mit Cornelsen im Bereich der schulischen Bildung gesammelt haben. Die schulische Bildung ist damit der zentrale Fokus des Projektes.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Sowohl die Bildungspolitik als auch technische Voraussetzungen, Hilfsmittel und Programme sind in jedem Bundesland sehr unterschiedlich. Dadurch entstehen ähnliche, aber untereinander inkompatible Lernangebote. Zusätzlich ist die Bildungsinfrastruktur wenig interdisziplinär und wenig nutzendenzentriert organisiert. Sie wird durch viele Bestimmungen – zum Beispiel was Datenschutz oder didaktische Vorgaben angeht – nicht zentral, sondern auf Landesebene reguliert. All das führt dazu, dass passgenaue Angebote für Nutzende nur sehr langsam entwickelt werden können. Unser Projekt möchte einen ersten Schritte in Richtung einer Standardisierung der Bildungsinfrastruktur auf Bundesebene gehen. Mögliche Ansatzpunkte, um Standards zu schaffen, sind Metadatenmodell und Suchfunktionen. Dabei ist vermutlich die größte Herausforderung, einen fairen und transparenten Suchalgorithmus zu entwickeln.

Was motiviert Sie, wenn es mit dem Projekt gerade nicht so richtig vorangeht?

Für gute digitale Bildungsangebote ist die solide technische Basis ein wichtiges Schlüsselelement. Dabei ist es wichtig, dass die Lehr- und Lernangebote gut auffindbar sind, Identitäten zentralisiert werden und Mikrozertifikate verifizierbar abgelegt werden können. Die NBP vereint diese Wünsche und es motiviert uns deshalb sehr, mit unserem Projekt am Erfolg der NBP mitzuarbeiten.

Was erwarten Sie von einem digitalen Bildungsraum und der NBP?

Wir möchten den Fokus auf die Perspektive der Nutzenden lenken. Technische Lösungen basieren noch zu oft auf bestehenden technischen Systemen und Expertenwissen. Aspekte wie Interoperabilität, Barrierefreiheit und Nutzererlebnis spielen dabei oft eine – wie ich finde zu Unrecht –  nachrangige Rolle. Das wird sich nun ändern. Außerdem freuen wir uns, dass bei der NBP die Vernetzung bestehender Angebote im Vordergrund steht.

Foto: Uwe Erpel, Bereichsleiter EdTech Engineering, Cornelsen Verlag
Fotonachweis: privat


Weitere Informationen zum Projekt:

- Projektbeschreibung Cor-metasu: Service-Angebot für eine personalisierte Lernstandanalyse


 

FSJ2 im Interview

29.06.2023. Diese Woche für Sie im Interview:

Das Förderprojekt FSJ2 – Themenportal für zielgruppenorientierte Zukunftskompetenzen. Unsere Fragen beantwortete Henning Koch, Programmmanager im Bereich "Programm und Förderung" beim Stifterverband.

Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem der Nationalen Bildungsplattform (NBP). Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Den größten Mehrwert der Future Skills Journey sehe ich zum einen darin, dass sie digitale Lernformate kostenfrei und leicht zugänglich zur Verfügung stellt. Zum anderen ist es wichtig, dass sie Menschen mit Zukunftskompetenzen (englisch: future skills), also Fertigkeiten, die in den nächsten fünf Jahren für das Berufsleben oder die gesellschaftliche Teilhabe deutlich wichtiger werden - in Berührung bringt. Ich hoffe, dass es uns gelingt, möglichst viele Menschen für das Thema der Future Skills zu begeistern. Wir möchten sie dazu bewegen, sich weiter mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Kompetenzen sie erwerben möchten, um ein glückliches und erfolgreiches berufliches und gesellschaftliches Leben zu führen. Die Future Skills Communities des Stifterverbands und sein inhaltlicher Blick auf das Thema werden dabei auf neue Art und Weise genutzt und zugänglich gemacht.

Weiter hoffe ich, dass sich über die Future Skills Journey ein übergreifender Austausch gestalten lässt, bei dem Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Schule diskutieren, was Zukunftskompetenzen sind und wie man diese bestmöglich in digitalen Bildungsprozessen berücksichtigen und verankern kann. Dieser Austausch ist meiner Meinung nach überfällig.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Die größte Herausforderung liegt für mich darin, den eigenen Ansprüchen in der begrenzten Projektlaufzeit gerecht zu werden. Die Herausforderungen liegen dabei nicht nur in der technischen Umsetzung begründet, sondern ergeben sich auch aus dem komplexen Themenfeld der Zukunftskompetenzen und den vielen unterschiedlichen Akteuren und Zielgruppen, die wir beteiligen und ansprechen möchten.

Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis seit Beginn des Projektes?

Ich freue mich besonders darüber, dass wir im Team und im Austausch mit Anderen tolle konzeptionelle, inhaltliche und technische Ideen entwickelt haben, für deren Umsetzung wir nun brennen.

Was motiviert Sie, wenn es mit dem Projekt gerade nicht so richtig vorangeht?

Dann besinnne ich mich darauf, welch tolle Möglichkeit es ist, an der Entstehung eines digitalen Lernortes beteiligt zu sein, der sich mit meinem Lieblingsthema – den Zukunftskompetenzen –  beschäftigt.

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Unser Ziel ist es, die Future Skills Journey so zu etablieren, dass sie für alle Menschen, die sich mit Zukunftskompetenzen beschäftigen möchten, zur ersten Anlaufstelle im Netz wird. Gleichzeitig erhoffen wir uns über das Projekt einen vitalen und übergreifenden Austausch zu der Fragen, welche Zukunftskompetenzen wir ermöglichen müssen und wie uns dies speziell im digitalen Raum gelingt. Weiter möchten wir bei der Entwicklung der Nationalen Bildungsplattform dabei sein und mit unserem Projekt zu ihrem Erfolg beitragen.

Was erwarten Sie von der NBP?

In erster Linie eine Metaplattform, die für die Nutzerinnen und Nutzer einen echten Mehrwert schafft. Als Projektverantwortlicher wünsche ich mir zudem einen produktiven Austausch unter Gleichgesinnten.

Foto: Dr. Henning Koch, Programmmanager im Bereich "Programm und Förderung" beim Stifterverband
Fotonachweis: Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft e.V.


Weitere Informationen zum Projekt:

- Projektbeschreibung FSJ2: Themenportal für zielgruppenorientierte Zukunftskompetenzen

- Website Future Skills: www.future-skills.net/initiative

- Projektvorstellung auf der Website des Stifterverbandes: www.stifterverband.org/future-skills-journey


 

21.06.2023. Diese Woche für Sie im Interview:

Das Förderprojekt E365 Maverick – Künstliche Intelligenz für die automatische Generierung von Lernpfaden. Unsere Fragen beantworteten Patrick Maué und Christian Maierhofer von der Bechtle AG sowie Benedikt Haag von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg.

Wie in unserem Interview mit It´s JOINTLY blicken wir auch dieses Mal auf ein Vorhaben, das Künstliche Intelligenz (KI) einsetzt. E365 Maverick arbeitet an selbstlernenden Verfahren, die Lernpfade verbessern und diese für einen individuellen Empfehlungsservice einsetzen. Vor dem Hintergrund bestehender Chancen und Risiken beim Einsatz von KI geben wir in folgendem Interview Einblicke in die Arbeit des Projektes.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Patrick Maué: In dem Projekt E365 Maverick entwickeln wir Algorithmen, um frei verfügbare Lerninhalte aus dem Internet zu individuellen Lernpfaden zu verknüpfen. Die Bildungsangebote werden mit Hilfe von KI-Modellen analysiert und klassifiziert. Auf der Basis erhalten Lernende individuelle Empfehlungen zu passenden Bildungsinhalten gemäß den von ihnen ausgewählten Lernzielen. Das Feedback der Lernenden zu diesen Empfehlungen hilft, logisch zusammengehörige Lernpfade zu erschließen und langfristig die Qualität der Empfehlungen zu verbessern.

Wir erstellen im Projekt also keine eigenen Lerninhalte, sondern versuchen, mit unserer Lösung die Angebote im Bildungsraum besser zu vernetzen. Dafür entwickeln wir wiederverwendbare Open-Source-Komponenten, welche von anderen Anbietern in ihre eigenen Lösungen integriert werden können.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Potenziale für den Einsatz von KI im Rahmen der geplanten Vernetzungsinfrastruktur für Bildung?

Benedikt Haag: Selbstlernende Systeme können es uns ermöglichen, noch gezielter und umfangreicher Bildungsangebote für unseren individuellen Bildungsweg zu definieren. Denkbar wäre auch, dass sie uns als virtuelle Tutoren das Lernen begleiten und Fragen beantworten und weiterführende Informationen bereitstellen. Auch bei der Aufbereitung von Texten können sie helfen und beispielsweise Texte in leicht verständlichere Sprache übersetzen oder komplexe Inhalte je nach Erkenntnisinteresse für uns zusammenfassen. Und schließlich können sie uns helfen, Plagiate zu erkennen. So können wir Deep Fakes und falsch generierte Texten identifizieren und dadurch die aktuell bestehenden Herausforderungen bei der Verwendung von KI durch KI selbst eindämmen.

Welche Risiken und Herausforderungen sehen Sie beim Einsatz von KI im Bildungskontext aktuell?

Christian Maierhofer: Grundsätzlich ist die Entwicklung von funktionierenden selbstlernenden Verfahren immer von der Datenquantität und -qualität abhängig. Insbesondere im deutschsprachigen Kontext gibt es beispielsweise noch eine sehr begrenzte Anzahl an guten, frei verfügbaren Videos mit Bildungsinhalten. Je weniger Daten dem selbstlernenden System zu Verfügung stehen, desto weniger fundiert und übertragbar werden die Ergebnisse ausfallen. Doch auch diese Ergebnisse sollten noch Mehrwerte für die Lernenden schaffen können.

Patrick Maué: Die Qualität der Daten ist aber vermutlich das noch größere Problem.  Selbst die besten KI-Modelle werden minderwertige Vorhersagen liefern, wenn die für das Lernen verwendeten Daten falsch waren. Subjektive Vorurteile und Verzerrungen, die sich in den Daten verstecken, werden in die Modelle ungeprüft übernommen. Umso wichtiger ist es, von den Lernenden und Lehrenden Rückmeldungen zu der Qualität zu erhalten und damit die KI-Modelle stetig zu verbessern.

Benedikt Haag: Gerade im Kontext der Bildung sehen wir das Thema Deep Fakes als ein großes Risiko. Der Wert kreativer Eigenleistung ist gegebenenfalls nicht mehr erkennbar, wenn Hausarbeiten und ähnliches zu großen Teilen automatisch generiert werden.

Was ist aus Ihrer Sicht nötig, damit die Potenziale von KI im Bildungsbereich auch ausgeschöpft werden?

Benedikt Haag: Es ist wichtig, dass die effektive Nutzung der neuen Verfahren und Tools gelehrt werden. Der Einsatz großer Sprachmodelle wie ChatGPT wird zwar noch kontrovers diskutiert, für viele Lernende und auch Lehrende auch bei uns an Hochschule sind diese Angebote aber schon heute wichtige Hilfsmittel. Der korrekte Umgang mit diesen Tools, das sogenannte „Prompt Engineering“, muss aber gelernt werden. Ähnlich wie bei der Suche nach Informationen im Internet gibt es hier Ansätze und Techniken, um die KI-Verfahren effektiv zu steuern und wahrheitsgetreue Antworten zu erhalten.

Christian Maierhofer: Außerdem braucht es eine gute Aufklärung, damit der Technik nicht blind vertraut wird und die Nutzenden auch die Grenzen der KI erkennen.

Patrick Maué: Aus Entwicklungssicht wäre es wünschenswert, dass sich Open Source und Open Access als Standards etablieren. Gemeinsame Standards schaffen Vergleichbarkeit: Lernenden soll es leicht gemacht werden, die für sie relevantesten Bildungsangebote zu finden.


Foto 1: Benedikt Haag, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg | Fotonachweis: privat.
Foto 2: Christian Maierhofer, Bechtle AG | Fotonachweis: Bechtle AG
Foto 3: Patrick Maué, Bechtle AG | Fotonachweis: Bechtle AG


Weitere Informationen zum Projekt:

- Projektbeschreibung: E365 Maverick: Künstliche Intelligenz für die automatische Generierung von Lernpfaden

- Metadaten-Schema von E365 Maverick zur Implementierung: https://github.com/bechtleav360


 

14.06.2023. Diese Woche für Sie im Interview:

Das Förderprojekt IT´s JOINTLY – OER-Lerninhalte besser kuratier- und auffindbar machen. Unsere Fragen beantworteten Annett Zobel, Vorständin edu-sharing.net e.V. Matthias Luderich, Leiter Geschäftsfeld Bildung Dataport AöR.

Im Rahmen der Nationalen Bildungsplattform (NBP), verstanden als digitale Vernetzungsinfrastruktur für Bildung, werden verschiedene Vorhaben gefördert, die Künstliche Intelligenz (KI) einsetzen. Diese Projekte zielen unter anderem darauf ab, die Auffindbarkeit von Bildungsinhalten zu verbessern und Empfehlungen passend zu den Suchkriterien der Nutzenden zu machen.

In dem Projekt Search&Connect (SCB2) werden beispielsweise KI-Methoden mit einer anwendungsfreundlichen Benutzeroberfläche kombiniert, um einen individuellen und dynamischen Lerngraph zu erstellen. Das Projekt E365 Maverick arbeitet daran, selbstlernende Verfahren zur Verbesserung von Lernpfaden und einem individuellen Empfehlungsservice einzusetzen. Die Projekte Projekt Cor-metasu und IT`s JOINTLY liefern die technischen Grundlagen zur Auffindbarkeit, Auswahl und Integration von Metadaten in Bildungsangeboten, die für den erfolgreichen Einsatz von KI-Methoden notwendig sind.

Einblicke in das Projekt IT´s JOINTLY finden Sie in folgendem Interview.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten ab?

Annett Zobel: Künstliche Intelligenz (KI) und der zunehmende Einsatz vernetzter Bildungsinfrastrukturen stellen Anbieter von Bildungsinhalten wie Fach- und Berufsgesellschaften, wissenschaftliche und verbraucherschützende Organisationen, Ministerien und andere relevante Akteure vor großen Herausforderungen. Damit ihre Wissens- und Bildungsinhalte künftig gefunden und genutzt werden können, müssen sie systematisch gesammelt, strukturiert, maschinenlesbar standardisiert sowie deren Qualität gesichert sein.

Die von IT's JOINTLY weiterentwickelte Software „edu-sharing“ wird diese Akteure dabei unterstützen, Inhalte in Bildungs- und Wissensnetzwerke sowie technische Assistenten für ihre Zielgruppen bereitzustellen. Neben einer Redaktionsumgebung und klassischen Suchfunktionen werden automatisch generierte Themenseiten entwickelt, die sich selbständig aktualisieren und kontinuierlich durch eine Redaktion überwacht werden können. Gleichzeitig trägt diese Überwachung und Korrektur zur Schulung von KI-Systemen bei, damit diese künftig sachrichtigere und relevantere Antworten liefern können.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Matthias Luderich: Für die Entwicklung offener und kooperativer IT-Systemlandschaften ist das bildungspolitische System in Deutschland in einigen Aspekten herausfordernd. Ein Beispiel hierfür ist der Schulbereich. Hier sollen Bildungsinhalte den Lehrplänen zugeordnet werden. Allerdings sind nur wenige der länderspezifischen 16 Lehrplanvarianten in maschinenlesbarer Form verfügbar. Und selbst wenn sie es sind, unterscheiden sie sich in der verwendeten Terminologie. Auch bei Standardisierungsprozessen im pädagogischen Teil des Bildungssystems gibt es in Deutschland bisher keinen guten Ansatzpunkt - etwa bei der Entwicklung abgestimmter Klassifikationen. Dadurch bleibt dieser Bereich bei der Digitalisierung weit hinter anderen Bereichen des öffentlichen Sektors zurück.

Dies stellt natürlich auch eine technische Herausforderung dar. Ähnlich wie bei den Lehrplänen werden weitere qualitätsgesicherte, maschinenlesbare Ordnungssysteme und entsprechende Standards benötigt. Es ist erforderlich, dass viele Akteure in der Gesellschaft, die Bildungs- und Wissensinhalte bereitstellen oder pflegen, miteinander vernetzt werden. Nur dann können konsensfähige oder zumindest austauschbare Ordnungssysteme bereitgestellt und verschlagwortete Bildungsinhalte sowie deren Metadaten maschinenlesbar in die digitalen Vernetzungsinfrastrukturen im Bildungsbereich integriert werden.

Was war Ihr bisher größtes Erfolgserlebnis seit Beginn des Projektes?

Matthias Luderich: Das Projektteam arbeitet derzeit an der Entwicklung von automatisch generierten und selbstaktualisierenden Themenseiten. Diese Seiten sollen einerseits KI-generierte Inhalte und Antworten enthalten und andererseits verfügbare Inhalte und Angebote in Bildungs- und Wissensnetzwerken bündeln. Zu diesem Zweck arbeitet das Team an Software-Programmen, die passende Inhalte von renommierten Webseiten automatisch durchsuchen und sammeln können, sogenannte generische Crawler.

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Annett Zobel: Wir haben bereits relevante Akteure aus allen Bildungsbereichen identifiziert, die ihre Wissens- und Bildungsinhalte an die neuen Anforderungen vernetzter KI-basierter Infrastrukturen anpassen müssen. Derzeit erproben wir mit einer ersten Berufs- und Fachgesellschaft Ansätze, wie wir deren Inhalte in maschinenlesbaren Formaten und Ordnungsstrukturen anbieten können und bereiten weitere Akteure auf den Prozess vor. Zudem entwickeln wir die bestehende Redaktionsumgebung weiter und erproben automatisch generierte und sich selbst aktualisierende Themenseiten, die von Redaktionen konfektioniert werden können. Für jedes Fachgebiet und Thema suchen wir renommierte Personen und Organisationen, die ihren Beitrag leisten möchten, dass zukünftige KI-basierte Netzwerke für Bildung und Wissenstransfer sachlich korrekt und ethisch genutzt werden können.


Foto 1: Annett Zobel, Vorständin edu-sharing.net e.V. | Fotonachweis: Matthias Eckert
Foto 2: Matthias Luderich, Leiter Geschäftsfeld Bildung Dataport AöR | Fotonachweis: Kay Herschelmann

 

Weitere Informationen zum Projekt:

- Projektbeschreibung: IT´s JOINTLY: OER-Lerninhalte besser kuratier- und auffindbar machen

- Pressemitteilung dataport (26.01.2023): Nationale Bildungsplattform: Kooperationsprojekt IT´s JOINTLY zur Entwicklung KI-gestützter Contentverwaltung startet in die Umsetzung

- Website: its.jointly.info



 

CuC im Interview

07.06.2023. Diese Woche für Sie im Interview:

Das Förderprojekt CuC –  Lizenzen für Digitale Bildungsmedien einfach und rechtssicher verwalten. Unsere Fragen beantwortete Dr. Frank Ziegler, Projektleiter CuC.

Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem der Nationalen Bildungsplattform (NBP). Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Oft ist es beispielsweise für Lehrkräfte oder Lernende schwer, lizensierungspflichtige digitale Bildungsmedien aus unterschiedlichen Quellen zu nutzen. Hürden sind Brüche zwischen verschiedenen Medien, aber auch verschiedenste Anmeldungsverfahren und Benutzerkonten. Lizenzen zu beziehen, diese korrekt zuzuweisen und die Nutzungsrechte zu verwalten ist oft zeitaufwendig und mit hohem manuellen Aufwand verbunden. Um die Lizenzverwaltung zu vereinfachen, entwickeln wir ein vermittelndes Programm, eine sogenannte Middleware. Diese ermöglicht es, digitalen Bildungsmedien unkompliziert, bruchlos und rechtssicher in vielfältigen Systemen und Anwendungen zu nutzen. Darüber hinaus erleichtert sie Nutzenden in Lerngruppen die Verwendung von digitalen Bildungsmedien, da Lizenzen zielgerichtet verwaltet und zugewiesen werden können.

Außerdem möchten wir mit unseren vielfältigen Erfahrungen Standards für die technische Lizensierung digitaler Bildungsmedien entwickeln und so einheitliche Formate für den Datenaustausch festlegen.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Wir befinden uns in einem Spannungsfeld. Auf der einen Seite haben viele Nutzende hohe Erwartungen an die Digitalisierung im Bildungsbereich. Diese resultieren aus ihren alltäglichen privaten Erfahrungen mit digitalen Anwendungen und dem Internet. Auf der anderen Seite existieren im Bildungsbereich vielfältige und heterogene Technologien, Anwendungen und Stakeholder-Interessen, die wir berücksichtigen müssen. Aus unserer Sicht ist es eine große Herausforderung, zügig Ergebnisse mit Mehrwehrt zu schaffen, die allen Nutzenden gerecht werden.

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Zunächst ist es für uns wichtig, dass wir unsere Projektziele erreichen. Das sind ganz klar die Erstellung und Erprobung einer Software, die die Lizenzzuweisung, -verwaltung und -weitergabe zur Nutzung digitaler Bildungsmedien prototypisch ermöglicht. Und dann geht es natürlich darum, die Software so in den Rahmen der NBP zu integrieren, dass die Nutzenden auch wirklich von der plattformübergreifenden Verwaltung der Lizenzen profitieren können. Und wenn wir das geschafft haben, stecken wir uns neue Ziele.

Was erwarten Sie von der NBP?

Wir erhoffen uns, dass bei der Entwicklung der digitalen Vernetzungsinfrastruktur die Bedürfnisse der Nutzenden im Vordergrund stehen. Daneben wünschen wir uns, dass alle Beteiligten an einem Strang ziehen und wir gemeinsam, unter guten Rahmenbedingungen und einer schlanken Administration, effektiv und effizient an der NBP arbeiten und uns dabei gegenseitig fördern.


Foto: Dr. Frank Ziegler, Projektleitung.
Fotonachweis: privat.

Weitere Informationen zum Projekt:

- Projektbeschreibung CuC: Einfache und rechtssichere Lizenzverwaltung für digitale Bildungsmedien

- Website: www.knowledgeworker.com



 

COCOTEQ2 im Interview

01.06.2023. Diese Woche für Sie im Interview:

Das Förderprojekt COCOTEQ2 – Gemeinsam digitale Bildungsangebote entwickeln. Unsere Fragen beantwortete Alexander Maasch, Entwicklungsleiter bei chemmedia AG.

Aktuell befinden sich rund 40 Forschungs- und Entwicklungsprojekte in der zweijährigen Umsetzungsphase. Die Projekte entwickeln untereinander kompatible Lern- und Lehrangebote für das Ökosystem der Nationalen Bildungsplattform (NBP). Was sind ihre Ziele und welche Herausforderungen haben sie auf dem Weg dorthin zu bewältigen? Wir haben für Sie bei den Projekten nachgefragt.

Was ist der Mehrwert Ihres Projektes und was hebt Sie von anderen Projekten in dem Fachgebiet ab?

Im Projekt CoCoTeQ2 binden wir unser etabliertes Learning-Content-Management-System „Knowledgeworker“ an die NBP an. Dieses bietet Lehrenden, Schulverlagen und Fachexperten eine einfache, barrierefreie und bildungssektorübergreifende Möglichkeit, digitale Lehr- und Lerninhalte zu erstellen, zu bearbeiten und zu verwalten, ohne Programmier- oder Designkenntnisse. Die größten Vorteile dabei sind die kooperative Arbeitsweise und die Möglichkeit, Inhalte an die individuellen Bedürfnisse der Lernenden anzupassen (adaptives Lernen). Der Einstieg in Knowledgeworker gelingt dank der einfachen und intuitiven Nutzeroberfläche recht leicht. Zudem unterstützen wir neue Autoren zusätzlich mit integrierten interaktiven Onlinekursen und Trainings zum Umgang mit dem Learning Content Management System und stellen unterschiedlichen Praxisbeispiele bereit.

Seit wann gibt es das Projekt und wie haben Sie gestartet?

Die im Projekt eingesetzte Knowledgeworker Suite hat ihren Ursprung bereits im Jahr 2004. Sie wurde mit viel Herzblut von Absolventen der Technischen Universität Chemnitz entwickelt und startete mit dem Ziel, digitale Lernformate zu entwickeln.

Was sind aktuell die größten Herausforderungen im Projekt?

Wir müssen es schaffen, dass das Produkt von den Nutzenden angenommen wird. Neuen oder wenig erfahrenen Nutzern können wir erste Berührungsängste nehmen, indem wir einen niederschwelligen und einheitlichen Zugang zu digitalen Angeboten bieten. Daneben braucht es ein Umfeld, in dem die Technologie tatsächlich genutzt werden kann. Hierzu zählen organisatorische Rahmenbedingungen wie die technische Ausstattung und die Zeit für die Einarbeitung in neue Technologien, mit deren Hilfe das Lehrpersonal digital gestützte Inhalte selbst erstellen oder kuratieren kann. Hinzu kommt, dass die Erstellung, Bereitstellung und Pflege der Inhalte nachhaltig finanziert werden muss. Hier wäre es denkbar, dass Nutzende unterstützen oder frei zugängliche Angebote staatlich gefördert werden.

Was planen Sie in dem Projekt für die Zukunft?

Nachdem wir die technische Integration gemeistert und Inhalte entwickelt haben, um die Nutzenden an die Arbeit mit „Knowledgeworker“ heranzuführen, wird es zwei Herausforderungen geben. Zum einen gilt es, die Zahl der Nutzenden zu vergrößern und die Zielgruppe zu erweitern. Zum anderen muss die CoCoTeQ2-Lösung technisch so weiterentwickelt werden, dass sie mit der Zahl ihrer Nutzenden wachsen kann.

Was erwarten Sie von der NBP?

Derzeit freuen wir uns über Kontakte zu anderen Projekten und potentiellen Nutzergruppen. Vor allem um der Frage nach technischen Standards für eine Datenablage und den Bereich der Metadaten nachzugehen. Gleichzeitig möchten wir gemeinsam mit anderen Akteuren im Bildungsraum Modelle zur nachhaltigen Finanzierung von digitalen Lernangeboten erörtern und umsetzen. Sobald die NBP genutzt werden kann, gilt es, sie und die einzelnen Projekte zu nachhaltigem Erfolg zu bringen, in dem eine breite Akzeptanz geschaffen und die Lösung von Vielen genutzt wird.

Foto: Alexander Maasch, Leiter Forschung & Entwicklung bei chemmedia AG
Fotonachweis: © 2019 chemmedia AG.

Weitere Informationen zum Projekt:

- Projektbeschreibung COCOTEQ2: Gemeinsam digitale Bildungsangebote entwickeln

- Website: www.knowledgeworker.com